Maria Engels, Klaus
Thelen (Konzeption) Fotokunst aus 60 Jahren Museum der Stadt Ratingen/Flottmannhallen Herne/ Galerie
Münsterland Emsdetten |
|
Mittwoch, 15. November 2006 |
Von Pitt Herrmann
Thomas Ruff: Porträt
1987.
Daß das Land Nordrhein-Westfalen über einen
umfangreichen Kunstbesitz verfügt und diesen in den beiden
Düsseldorfer Museen K 20 und K 21 zeigt, dürfte sich inzwischen auch
in kunstferneren Schichten herumgesprochen haben. Was nicht nur an
spektakulären Ausstellungs-Events liegt, sondern auch an der
Attraktivität der Häuser am Schwanenspiegel bzw. am Grabbe-Platz,
die einhergeht mit der immer wieder neuen, ungewöhnlichen Art der
musealen Präsentation.
Für die fotografische Sammlung unseres
Bundeslandes, die in der ehemaligen Reichsabtei
Aachen-Kornelimünster beheimatet ist, gilt gleiches nicht, weshalb
die von Maria Engels (Aachen-Kornelimünster) und Klaus Thelen
(Ratingen) konzipierte Ausstellung „Fotokunst aus 60 Jahren – Kunst
aus NRW unterwegs“ auf Tournee geht. Zweite Station sind nun – noch
bis zum 17. Dezember – die Herner Flottmannhallen ( Katalog 14 Euro).
„Treffen“ (1980)
von Marina Makowski und „Einatmen-Ausatmen“
(1983) von Astrid
Klein. SN-Foto: Heinz
Die in Herne gezeigten 62 Fotoarbeiten von 42
Künstlern sind natürlich nur eine kleine Auswahl des in den
vergangenen vierzig Jahren beachtlich gewachsenen Bestandes. Eine
Initialzündung war zu Beginn der 60er Jahre der Ankauf von vierzig
Arbeiten des renommierten Fotografen Albert Renger-Patzsch kurz vor
dessen Tod noch nicht, diese erfolgte erst Mitte der 70er Jahre
durch den Erwerb von Fotografien von Bernd und Hilla Becher, die
einem Ruf an die Kunstakademie Düsseldorf gefolgt waren, was sich
als Meilenstein für die Entwicklung der künstlerischen Fotografie in
Nordrhein-Westfalen herausgestellt hat.
Heute steht der über
lange Zeit umstrittene Kunstcharakter der Fotografie außer Frage,
weshalb die Fotokunst als eigenständiges künstlerisches
Ausdrucksmittel zunehmend auch Gegenstand musealer Präsentation
wird. Hier hat das Land Nordrhein-Westfalen noch einigen
Nachholbedarf, auch wenn Maria Engels unermüdlich darum bemüht ist,
die Schätze „ihrer“ Sammlung durch Ausstellungen bekannter zu
machen.
Die Herner Ausstellung beginnt chronologisch bei
der „Neuen Sachlichkeit“ der 20er und 30er Jahre, also bei Albert
Renger-Patzsch. Diese fand ihre Weiterentwicklung in den 70er Jahren
vor allem durch Bernd und Hilla Becher, die zu den Protagonisten
einer „Objektiven Fotografie“ gehören. Um diese gruppieren sich mit
Tata Ronkholz, Petra Wunderlich, Andreas Gursky, Thomas Ruff, Axel
Hütte, Boris Becker, Claus Goedicke, Judith Samen und Bernhard Fuchs
jüngere und ganz junge Absolventen und Studenten der Kunstakademie
Düsseldorf.
Mit Klaus Rinke, Johannes Brus und Michel Sauer
sind drei Künstler vertreten, die sich der Fotografie nur von Fall
zu Fall bedienen, um ihre künstlerischen Aktionen und Ideen
anschaulich zu machen oder auch nur zu dokumentieren. Aus dem
Bereich der experimentellen Fotografie sind Arbeiten von Jürgen
Klauke, Marina Makowski, Astrid Klein, Pidder Auberger und Katharina Sieverding in den Süder Hallen zu
sehen.
Herner Feuilleton, den 15. November 2006 |
|
|